Auch wenn der Wunsch nach Einheimischenrabatten nachvollziehbar ist, ließ die rechtliche und sachliche Lage deren Einführung nicht zu. Der Markt Oberstdorf musste daher eine Entscheidung treffen, die fair, rechtssicher und für alle nachvollziehbar ist.

Rabatte für touristische und freizeitbezogene Angebote werden vor allem dort gewährt, wo auch ein direkter finanzieller Beitrag zur touristischen Infrastruktur geleistet wird. Übernachtungsgäste entrichten bei jedem Aufenthalt eine Kurtaxe und tragen damit unmittelbar zur Finanzierung von Einrichtungen, Angeboten und Infrastruktur bei. Aus diesem Grund erhalten ausschließlich Übernachtungsgäste mit dem Allgäu-Walser-Pass einen Rabatt von 20 Prozent. Dieser Vorteil ist transparent, sachlich begründet und klar an die Kurtaxe gekoppelt.

Ein formaler Wohnsitzrabatt war für den Markt Oberstdorf nicht umsetzbar, da entsprechende Einheimischenrabatte rechtlich angreifbar sind und Verstöße gegen europäische Diskriminierungsschutzvorschriften regelmäßig kostspielige und langwierige Verfahren nach sich ziehen. Der Markt wollte hier von Anfang an einen Weg wählen, der rechtlich sicher ist und keine Angriffsfläche bietet.

Stattdessen wurde eine 20 Prozent rabattierte 400-Euro-Wertkarte eingeführt. Diese Lösung ist bewusst so gestaltet, dass sie vor allem für regelmäßige Nutzerinnen und Nutzer und damit insbesondere für Einheimische attraktiv ist, ohne jemanden direkt oder indirekt aufgrund seines Wohnsitzes auszuschließen. Gleichzeitig wird die Höhe des Kartenwertes dadurch abgefedert, dass die Wertkarte frei übertragbar ist. Sie kann innerhalb der Familie, im Freundeskreis oder auch darüber hinaus weitergegeben und gemeinsam genutzt werden. So entsteht ein flexibles, alltagstaugliches Angebot, das alle Oberstdorferinnen und Oberstdorfer tatsächlich nutzen können.

Mit diesem Modell verfolgt der Markt Oberstdorf also einen fairen Mittelweg: Er vermeidet rechtlich problematische Einheimischenprivilegien, unterstützt aber gleichzeitig die Menschen vor Ort auf praktische Weise. Dieses Vorgehen steht für eine moderne, verantwortungsvolle Kommunalpolitik, die langfristig tragfähig ist und das Gemeinwohl über die Bevorteilung Einzelner stellt.